Was sagt die Wissenschaft?

Geographische Namen verbinden Mensch und Raum: Sie beschreiben, was dem Menschen in seiner Umgebung wesentlich erscheint, sie unterstützen die emotionale Bindung zwischen Menschen und ihrem Ort. Haus- und Flurnamen erzeugen diese Verbindung am unmittelbarsten. Sie vermitteln damit ein Bild davon, wie der Mensch seine Lebensumwelt sieht. Ihre Dokumentation und wissenschaftliche Aufarbeitung ist daher äußerst verdienstvoll.

Viele Namen findet man in alten Urkunden, Protokollen, Urbaren, Beschreibungen von Gerichtsbezirksgrenzen, Grundstückskatastern, Testamenten usw. Bis in die heutige Zeit sind topografische Namen ein Dokument der intensiven Verbundenheit der Menschen mit der Natur und des langjährigen Zusammenlebens verschiedener Sprachen am Schnittpunkt der slawischen, der germanischen und der romanischen Welt.

Mit Hilfe von Flurnamen kann Einblick in die historische Landschaft, die Nutzung des Bodens und die Beziehung des Menschen zur Umwelt genommen werden, in denen er gelebt hat und von denen er existenziell abhängig war.

Die Flurnamen slowenischer Herkunft ... sind ... Teil unseres ererbten (geografischen) Namenguts. Gerade sie geben in zweisprachigen Regionen wie Kärnten Einblicke in die Sprachgeschichte und repräsentieren altes Kulturgut, das die UNESCO als „immaterielles Kulturerbe“ unter besonderen Schutz stellt.

Die heimischen Haus- und Flurnamen sind ein bedeutender Teil des lebendigen slowenischen Kulturerbes und eine reichhaltige Quelle auch für die Erforschung der slowenischen Sprache – sowohl ihrer (historischen) Schriftform als vor allem der gesprochenen Dialekte, in denen sie entstanden sind, von Generation zu Generation weitergegeben wurden, allmählich umgestaltet wurden und noch immer lebendig sind.

Eine Wissenschaft ohne Grundlagenforschung ist wie ein Baum ohne Wurzeln. Tief verwurzelte Namen sind die Grundlage für fachliche / wissenschaftliche Forschungen und sprechende Geschichtsbände unserer Orte.

Aus Sicht der Geografie ist das Projekt FLU-LED ein ungemein wichtiges, interessantes und brauchbares Mosaik im Gewebe der ländlichen Identität. Bei den Begegnungen haben die Menschen in dynamischen Diskussionen Elemente vergangener Generationen enthüllt, in den Spiegeln sich selbst erblickt und den Weg für künftige Generationen gepflastert. Hausnamen sind die Unterschrift der Generationen!

Flur und Hausnamen, die zusammen die Mikrotoponymik eines Gebietes bilden, sind ein unschätzbarer Wert des slowenischen immateriellen Erbes, dessen wir uns immer mehr bewusst werden und das wir immer systematischer erforschen. Darum sind Online-Präsentationen des erhobenen Materials besonders wertvoll und willkommen.

Flur- und Hausnamen dokumentieren mit ihrer funktionalen Distinktion die hohe sprachliche Kreativität der Menschen, als sie noch kein kartografisches Material zur Verfügung hatten.
Aussagen von Laienforscherinnen und -forschern
»Zum Aufzeichnen von Haus-, Flur- und Landschaftsnamen hat mich vor allem meine Mutter Terezija Pörtsch mit einer Buchausgabe gesammelter Namen angeregt, ich konnte sie jedoch nicht in Dialektform niederschreiben. Als ich von Jozi Pak die teilweise Sammlung der Namen meines Ortes erhalten habe, habe ich mit der Ergänzung des Materials und des Ursprungs der Namen und ihrer Bedeutung begonnen.«

Ich habe die Flurnamen aus Liebe zur Heimat gesammelt. Am heimischsten fühle ich mich im eigenen Dialekt. Im Dialekt bleibt am meisten erhalten. Aber wie soll man die Mundart schriftlich festhalten? Ich wollte so schreiben, dass jeder einfache Mensch versteht, was geschrieben steht. Jeder Laut hat sein Zeichen bekommen. Dafür habe eine eigene Phonetik entwickelt.

»Das Projekt FLU-LED hat mit einer zweisprachigen Karte die slowenischen Flur- und Hausnamen auch in der Marktgemeinde Finkenstein für künftige Generationen dokumentiert. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass wir für ihre Erhaltung alle verantwortlich sind, denn sie sind ein Kulturerbe sowohl für die slowenisch- als auch die deutschsprachigen Kärntnerinnen und Kärntner.«

»Flurname schenken uns Verbundenheit und beweisen, dass unsere Vorfahren klug die Umgebung benannt haben, in der sie gelebt und gearbeitet und sich gut gefühlt haben. Sie verweisen auch auf die Wurzeln, aus denen wir gewachsen sind. ›Schätzen wir die Namen und seien wir stolz auf sie.‹ (Anton Feinig)«

»Es war schon höchste Zeit, dass wir die Flurnamen im Bereich der ehemaligen Gemeinde Radsberg/Radiše (jetzt Markgemeinde Ebenthal/Žrelec) aufgezeichnet haben. Beim Sammeln und bei der korrekten Verortung haben fast sechzig Menschen mitgewirkt. Die Einheimischen haben die Karte mit den Zusatzinformationen sehr gut aufgenommen.«
